Turngau Saar-Mosel
 

Turngau Saar-Mosel – Wir über uns.

Der Turngau Saar-Mosel gehört zum Saarländischen Turnerbund und ist einer der 4 Turngaue innerhalb des Saarländischen Turnerbundes. Er ist flächenmäßig der größte Turngau innerhalb des Saarländischen Turnerbundes und umfasst, regional gesehen, die Landkreise Saarlouis und Merzig-Wadern.
Zum Turngau Saar-Mosel gehören zur Zeit 105 Turnvereine, die zum größten Teil auf eine lange Tradition zurückblicken können und sich ohne Ausnahme immer wieder bemühen, die entsprechenden sportlichen Angebote für jedes Alter, für jede Neigung, anzubieten.
Mit einem Mitgliederbestand von 21.828 Mitgliedern, die sich aktiv und inaktiv in allen Bereichen, die die Turnvereine für jede Alterstufe anbieten, betätigen, gehört der Turngau Saar-Mosel mit seinen sportlichen Einzelerfolgen zu einer sehr lebendigen sportlichen Institution im Saarland.
An der Spitze des Turngaues Saar-Mosel steht seit 2013 Andreas Julien vom TSV Ford Steinrausch Fraulautern

130 Jahre „Turngau Saar-Mosel“ (1880 bis 2010) – ein geschichtlicher Rückblick.
 von Wolfgang Maas

Der Turngau Saar-Mosel hat sich über eine wechselvolle Geschichte zu seiner heutigen Bedeutung entwickelt. So konnten die Turnerinnen und Turner im Turngau Saar-Mosel im Jahre 2005 auf „125 Jahre Turngau Saar-Mosel“ zurückblicken und dies wurde dann auch in einer Feierstunde am 16.03.2007 im Bürgerhaus in Hausbach nachträglich würdevoll gefeiert. 
In der Feierstunde überreichte der STB-Präsident Dr. Kurt Bohr dem Turngau Saar-Mosel die „Walter Kolb Plakette“ des DTB.

Die geschichtliche Entwicklung wurde vom damaligen Vorsitzenden des Turngaues Saar-Mosel, Wolfgang Maas, den anwesenden Turnvereinen vorgestellt und soll auch hier festgehalten werden:
Dieser Rückblick zeigt, welch große Schwierigkeiten stufenweise bis zum Erreichen des heutigen Standards überwunden wurden. Wir sehen heute vieles als selbstverständlich an, was in jahrzehntelangen gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen erreicht, was im 19. Jahrhundert erhofft, erstritten und erlitten wurde.
Die Turner durchlebten in einer Zeit wechselseitiger Beeinflussung von Politik und Turnen eine schwierige Entwicklung bis der heutige einheitliche systematisch durchorganisierte Turnerbund mit seinem reichhaltigen, attraktiven und zweckmäßigen Bildungsangebot entstanden war.
Als ungefähren Zeitpunkt des Beginns der ersten Zusammenschlüsse deutscher Turnvereine zu übergeordneten durchstrukturierten Organisationseinheiten kann etwa die Mitte des 19. Jh.`s angesehen werden. Als Anfang des Turnens allgemein gilt die Eröffnung des ersten Berliner Turnplatzes 1811 durch Friedrich Ludwig Jahn.
Für uns Saarländer kann deshalb die Anlegung der Turnplätze 1816 in Saarlouis und 1818 in Saarbrücken durch Franz-Heinrich Rumschöttel (1795 – 1853) als Beginn des Turnens angesehen werden. Er war ein Verwandter Jahns und nach dessen Aussage „mein allerbester Turner“. Die Tatsache, dass Rumschöttel als Offizier der Bezirksregierung Trier an Wehrübungen teilnahm, deutet daraufhin, dass wir die Turngeschichte nur eingebunden in die allgemeinen politischen, ökonomischen, sozialen und materiellen Bedingungen beurteilen und verstehen können.
Der Wiener Kongress von 1815 erstrebte das „europäische Gleichgewicht der Kräfte“ und handelte deshalb die Ländergrenzen neu aus. Preußen wurde zum „größten und wirtschaftlich wichtigsten Einzelstaat auf dem Gebiet des ehemaligen Deutschen Reiches“. Das Saargebiet ist dreigeteilt und gehört in Teilen zu Preußen, Bayern und Oldenburg.
Die Fürsten schlossen die „Heilige Allianz“, dessen Mitglieder sich verpflichteten:
1.         Ihre Völker nach christlichen Grundsätzen als Landesväter zu regieren,
2.         an der gottgewollten Abhängigkeit der Untertanen von der Obrigkeit nicht rütteln zu lassen und
3.         gegen alle revolutionären Bestrebungen strengstens vorzugehen.
Darüber war besonders die Deutsche Jugend sehr unzufrieden und Studenten gründeten die „Deutsche Burschenschaft“ und feierten 1817 ihr Wartburgfest, wobei auf einem Scheiterhaufen Bücher und Sinnbilder verbrannt wurden.
Die Regierungen wurden unruhig und in der Folge wurden auf Betreiben des österreichischen Staatskanzlers Metternich die „Karlsbader Beschlüsse“ gefasst. Die Behörden verboten die Burschenschaften, überwachten die Vorlesungen, entließen verdächtige Professoren, erklärten das Turnen für staatsgefährlich und schlossen die Turnplätze. Wer von nationaler Einheit und demokratischer Freiheit sprach, wurde als Demagoge gebrandmarkt. Viele gute Deutsche erlebten Verfolgungen, unter ihnen der Freiherr vom Stein, Turnvater Jahn, der Dichter Ernst Moritz Arndt, um nur einige hier zu nennen.
Dann kamen das Jahr 1848 und der Beginn der revolutionären Bewegung, an der sich die Turner beteiligten.
In der Frankfurter Paulskirche trat die „Deutsche Nationalversammlung“ zusammen, der auch F.L. Jahn angehörte. Nach einem Jahr erfolgloser Beratung, wurde die Nationalversammlung aufgelöst und die Fürsten setzten sich mit eigenen Verfassungen durch.
Schon 1842 hatte der preußische König Friedrich Wilhelm der IV die bestehende Turnsperre aufgehoben und es bildeten sich neben vielen Turnvereinen auch einige Regionalverbände.
Die ältesten heute noch bestehenden Turnvereine sind die Hamburger Turnerschaft, der Mainzer Turnverein und Rhenania Bern.

Bereits am 03. April 1848 wurde in Hanau unter Anwesenheit Jahns, der Deutsche Turnerbund gegründet. Der anschließende „Ruf zur Sammlung“ bezweckte 1860 die Wiedervereinigung aller bereits bestehenden Turnvereine und Regionalverbände unter dem Namen „Deutsche Turnerschaft“. Im gleichen Jahr wurde der Mittelrheinkreis gegründet, dem wir damals angehörten.
Bereits am 22.09.1862 wurde der „Westricher Gau-Turnverband“ in Mettlach gegründet und zu dieser Zeit bereits ein Turnfest in Mettlach durchgeführt. Damals gehörten diesem Verband an: Baumholder, Merzig, Neunkirchen, Saarbrücken, St. Wendel, Trier, Ottweiler und Mettlach.
Nach der Schlacht bei Spichern wurde 1872 der TV Metz dem „Westricher Gauturnverband“ zugeteilt. Der Name unseres Bezirks „Rheinpreußen“ wird 1874 in „Nahe-Saar-Gau“ geändert, als Lothringer Vereine beitreten wollen.
Am 12.09.1875 fand ein Bezirksturntag mit Fahnenweihe in Wadgassen statt und am 07.09.1878 gab es schon eine erste Besprechung über die Bildung eines „Saar-Mosel-Gaues“ im Tivoli in St. Johann.
Kurz danach, am 11.04.1880, wurde eine Versammlung der im südlichen Teil des „Nahe-Saar-Gaues“ gelegenen Turnvereine in Burbach veranstaltet, um die Gründung eines „Saar-Mosel-Gaues“ zu besprechen.
Am 04.07 1880 wird dann in Wadgassen der bisherige „Nahe-Saar-Gau“ des Mittelrheinkreises in den „Nahe-Idar-Gau“ und den „Saar-Mosel-Gau“ aufgeteilt.
Dies war dann die Geburtstunde unseres heutigen Turngaues und von diesem Gründungsjahr bis heute, im Jahre 2011, sind es genau 131 Jahre.

Im Jahre 1888 geben der „Saar-Mosel-Gau“ und der „Rhein-Mosel-Gau“ Vereine ab, so ist es überliefert, um den „Mittel-Mosel-Gau“ zu gründen. Als Folge davon nannte sich dann unser Gau ab 1890 nunmehr „Saar-Blies-Gau“.
In diesen Anfängen wurden viele Vereine gegründet. So z.B. 1872 die Turnvereine TV Saarlouis und TuS Wadgassen, 1878 der TV Fraulautern, 1879 der TV Roden, 1904 der TV Lebach und 1929 der TV Losheim, um nur einige zu nennen.
Danach wurde wieder erneut reguliert und umbenannt, so dass im Jahre 1894 in unserer Region der Kreis der „Deutschen Turnerschaft Mittelrhein“ aus 5 Gauen bestand und sich unser Gau „Saar-Gau“ nannte und die Landkreise Saarlouis, Merzig und Saarburg umfasste.
Im Jahre 1904 taucht in den Unterlagen erstmals ein Name als Gauvorsitzender auf, ein Rektor Görgen aus Wallerfangen. Bereits 1921 nimmt Tbr. Mamert Hock vom TV Saarlouis und Tbr. Johann Laub vom TV Griesborn am Deutschen Turntag als Delegierte unseres Gaues teil.
 


Am 01.12.1928 werden die beiden Gaue „Mittelmosel-Saargau“ und „Mosel-Gau“ zusammengelegt und es entstand der „Gau-Saar-Mosel“. Dieser hatte damals bereits 3.000 Mitglieder und erstreckte sich bis zu den gedachten Linien Pommern-Nennig und Orscholz-Gerolstein. Wegen der Größe wird der Gau in Bezirke unterteilt.
Am 27.09.1933 erfolgt eine Neugliederung der „Deutschen Turnerschaft“. Der Bezirk Saar umfasst die früheren Gaue „Saar-Blies“, „Saar-Gau“ und „Blies-Gau“, Bezirksführer, wie er sich damals nannte, wurde Tbr. Karl Burk. Die Bezirke wurden in Kreise eingeteilt, die mit geringen Abweichungen dem Gebiet der früheren Gaue entsprechen.
1935 erfolgte die Gründung des Gaues „Westmark“, bestehend aus dem Bezirk Saar mit allen saarländischen Vereinen, ergänzt noch vom Bezirk Pfalz und dem Bezirk Rheinhessen. Bezirksführer wird wieder Tbr. Karl Burk, der jedoch später sein Amt wegen Differenzen mit der Führung der Nationalsozialisten niederlegte.
Am 18.04.1936 beschließt der Deutsche Turntag in Berlin die Auflösung der Deutschen Turnerschaft. Die Turnvereine werden in den „Reichsbund für Leibesübungen“ übernommen.
Nach dem zweiten Weltkrieg verbietet die französische Besatzung alle Turnvereine im Saargebiet. Erst nach Bildung der damaligen Regierungskommission des Völkerbundes wurde das Verbot gelockert und es kehrte so nach und nach wieder Normalität ein, nachdem die Turnvereine an der Saar mit Genehmigung der Besatzungsmächte ihren Turn- und Sportbetrieb wieder aufnehmen durften.
Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg darf unter den Lesern als die jüngere Turngeschichte in unserem Land als bekannt vorausgesetzt werden.
Zur heutigen Zeit teilt sich das Saarland, wie wir alle wissen, in vier Turngaue auf und zwar in die Turngaue Saarbrücken, Turngau Blies, Turngau Saarpfalz und den Turngau Saar-Mosel. Nach einer weiteren kleineren Korrektur durch die Gebietsreform 1974 erhielten die Vereine und die Gaue den heutigen Zuschnitt des Gebietes mit den darin befindlichen Vereinen.

Die bisherigen Gauvorsitzenden unseres Turngaues, die namentlich ermittelt werden konnten, sollen an dieser Stelle genannt werden:
1)        Georg Roth vom TV Bous von 1892 bis 1910
2)        Adam Gergen vom TV Wallerfangen von 1910 bis 1914
3)        Alfred Britz vom TV Saarlouis von 1914 bis 1917
4)        H. Hübner vom TV Saarlouis von 1917 bis 1919
5)        Mamert Hock vom TV Saarlouis von 1919 bis 1928
6)        Edouard Fries vom TV Schaffhausen von 1928 bis 1949
7)        Hans Heinrich vom TV Fraulautern von 1949 bis 1960 und
8)        Edmund Bürtin vom TV Schaffhausen von 1960 bis 1973
9)        Wolfgang Maas vom TV Lebach von 1973 bis 2013
10)      Andreas Julien vom TV Steinrausch seit 2013

Viele Turnfestsieger, Deutsche Meister, Deutsche Jugend- und Schülermeister haben wir in unserem Gau. So z.B. die TG Saar als Deutscher Meister 1981 und 1982 und Deutscher Pokalsieger 1976, Albert Haschar vom TV Griesborn als Europameister im Pferdsprung 1980 und 1985 und Benno Grohs vom TV Lebach als Olympiateilnehmer 1984 in Los Angeles und mehrfacher deutscher Meister von 1974 bis 1983, um nur einige zu nennen.
Auch die Gründung der TG Saar im Jahre 1974 als eine erfolgreiche Mannschaft in der Bundesliga im Geräteturnen, gehört zu den Aushängeschildern des Turngaues Saar-Mosel und nicht zuletzt des Saarländischen Turnerbundes.
Die Turnvereine blieben bei allen wechselvollen Ereignissen standhaft bei ihrer wertvollen Arbeit an der Jugend, an der Gemeinschaft, nicht zuletzt an unserer Gesellschaft.
Dass dies auch heute noch so ist, verdanken wir den unzähligen treuen und fleißigen Helfern und Mitarbeitern in unseren Turnvereinen.
Dies kann nicht oft genug herausgestellt werden und sollte niemals in Vergessenheit geraten.
Dies möchte ich in Erinnerung rufen mit dem Slogan, den wir hoffentlich alle kennen:
„Turner-treu bleibt ewig neu“.


Wolfgang Maas,
STB-Vizepräsident
für den Turngau Saar-Mosel